Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden …
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Hermann Hesse

Im 502. Singerjahr hat uns Hermann Hesse in vielerlei Hinsicht begleitet.

Eine hervorragend besuchte Matinee im April und die heimatkundliche Sommerfahrt nach Calw führte uns in die Welt des Dichters Hesse.

So begrüße ich Sie alle – liebe Singer, ihre und unsere Gäste an der Schwelle des vergangenen Hessejahres und zu Beginn des 503. Singerjahres.

Es soll für uns Singer und für die Löbliche ein – Jahr für die Jugend – in unserer Stadt werden.

Es werden namentlich begrüßt
– der Vertreter der Stadt Pforzheim, Bürgermeister und Singer Hermann Kling
– der Landrat und Singer Werner Burckhardt
– der heutige Referent, Herr Professor Dr. Höptner, Rektor der Fachhochschule Pforzheim
– Die Musikanten von der Jugendmusikschule Pforzheim mit ihrem/Ihrer Leiter/in und (möglicherweise) Schüler/innen des Geschichtsleistungskurses am Hebel-Gymnasium
– Die Vertreter/innen der Presse (der Medien)

Die Aufgaben und Ziele im 503. Singerjahr sollen ganz stark der Jugend gelten:

– die Jugendförderung in den Stadtteilen Nordstadt, Oststadt, Dillweißenstein, Huchenfeld

– die Auslobung der teilnehmenden Schüler/innen des Hebel–Gymnasiums an der „Geschichtswerkstatt“, welche durch die Inspiration von Olaf Schulze und der hervorragenden Betreuung und Unterstützung durch (Singer) Thomas Frei von der Pforzheimer Zeitung erfolgreich geforscht haben.

– Die Stiftung einer Violine für den Musikzug am Hebel-Gymnasium

– die Unterstützung des Familienzentrums Au, insbesondere der Hausaufgabenbetreuung

– die finanzielle Unterstützung und Werbung für das stadtgeschichtliche Jugendbuch Stadtführer für
Kids“ – Jugendgeschichtsführer.

– Gleichzeitige Herausgabe des Jubiläumsbandes 11 – Ängste und Auswege – Bilder aus Umbruchzeiten in Pforzheim -Beiträge zur Stadtgeschichte.

– Unterstützung eines Projektes zur Ausbildung und Schaffung von Arbeitsplätzen in Alten- und Pflegeheimen, begleitet von Studenten/innen unter Prof. Dieter Pflaum an der FH Pforzheim.

– die Unterstützung zur Ausgestaltung des Singsaals im Kulturhaus Osterfeld.

– unser finanzieller Beitrag, damit der kürzlich eingerichtete „Babykorb“ bei der Elternschule im Städtischen Klinikum von der breiten Öffentlichkeit also und von uns Singern getragen wird.

Das Leben, Wohnen und Arbeiten in unserer Stadt soll sich positiv auswirken.

– Ein Wettbewerb – bundesweit ausgerufen: „Unsere Stadt blüht auf‘ wird für das Jahr 2003 zu gärtnerischen Höchstleistungen anregen. Wir meinen einen Gestaltungswettbewerb unter dem Motto: Unsere Stadt gibt sich neue Farben! soll parallel dazu alle Betroffenen in Aktion bringen.

Es sollten sich Hauseigentümer, Farbberater, Fassadengestalter, Vertreter des Hochbauamtes und des Denkmalschutzes sich der Erneuerung ganzer Straßenfronten und Häuserzeilen annehmen.

Die Kriterien sind nicht nur für die Innenstadtviertel anzusetzen, diese sollten abgeleitet und getrennt aufgestellt werden für bestimmte Stadtteile wie Oststadt, Nordstadt. Au oder gar für die eingemeindeten Ortsteilen.

„Unsere Stadt erhält neue Farben!“ Es gibt Beispiele, wie das RoWi-Gebäude, oder Eckgebäude in der stark vom Verkehr durchfluteten Jahnstraße . Alte Bausubstanzen in neues Gewand stecken, heißt auch – z.B. die Hausfront des Schlosskeller-Areals zu verschönern.

Es gibt Beispiele, welche Mut machen, eine bessere Ausgestaltung des Wohnumfeldes zu erreichen.
Wohlfühlecken in einer attraktiven Innenstadt schaffen mehr Wohnen in der City bzw. am Rande der City.
Das Wir-Gefühl in unserer Stadt zu vermitteln, ist eine täglich neu zu erobernde Aufgabe, wir beobachten dankbar

– die Entstehung der blauen Bänder an den Brücken über die Flüsse.

– die Lichtkomposition an der Fassade der Fachhochschule für Gestaltung ebenfalls an Privathäusern

– die Entstehung der Goldschmiedemeile, dem sog. Goldstadt-Uferweg

– die neue Bahnhofstraße

Gleichzeitig sollten noch manche Narben des 23. Februar 1945 überwunden werden. Dazu gehört auch die weitere Entfernung bzw. Verdichtung von Innenstadtecken und Hinterhöfen, welche den schnellen Wiederaufbau nach dem Kriege anzeigen.

Unser Singer und ehemaliger Oberbürgermeister Dr. Willi Weigelt prüfte in den 60iger Jahren den Begriff W ANK Wohnen, Arbeiten, Nahrung und Kultur

Gemäß diesem Begriff sollte es der heutigen jüngeren Generation wieder möglich sein in innerstädtischen Gebäuden und Häuservierteln leben zu können.
Bereits beispielhafte Straßenfronten sind an der Hohenzollernstraße, Calwerstraße/Pflügerstraße oder an der Östlichen Karl-Friedrich-Straße zu benennen.

– An dieser Stelle möchte ich unserem Singer Wolfgang Scheidtweiler besonders herzlich und öffentlich gratulieren für das zähe Streben und Engagement zur Wiedererrichtung der sog. „Steuereinnehmerei“ im Areal des Schlosskirchenbereichs.
Wir wünschen uns von diesem geschichtsträchtigen Ort aus, dass es wieder gemäß dem Leitgedanken: Leib – Seele – Geist zu viel Toleranz, persönlicher Freiheit und immer wieder aufblühenden Bürgersinn kommt.

Gleichzeitig mit der Fertigstellung dieses Baues, der Wiedererrichtung des“Reuchlinkollegs“ südlich der Schlosskirche sollte die Bitte an den Markgrafen von Baden, insbesondere an den jungen Nachfahren und Verwalter Markgraf Bernhard, erfüllt werden:
-„Öffnen Sie die Gruft unter dem Chor der Schlosskirche.“ –
Treffen Sie alle Vorkehrungen, damit die Gruft in der Pforzheimer Schloßkirche zu Beginn des Reuchlinjahres 2005 für alle Bürgerinnen und Bürger zugänglich ist.

Damit spreche ich für uns alle eine weitere große Etappe an, welche es zu erreichen gilt.
Reuchlin’s 550. Geburtstag 2005

In einem Brief an die Frau Oberbürgermeisterin Christel Augenstein haben wir bereits unsere Vorstellungen aufgelistet. Neben der Sprache, Musik, Theater, Literatur – bildende Künste – Vereine, sollte es zu einer Vernetzung von Städten und Orte Reuchlins kommen, welche von Mai bis August dem Humanisten entsprechen.
Wir nehmen erfreut zur Kenntnis, dass der gemeinderätliche Kulturausschuss sich diesem Thema bereits gewidmet hat.
Auch denken wir an ein großes mehrtägiges Renaissancefest: Unter dem Motto: Reuchlin. Die Goldstadt. Der Humanismus.

Die Löbliche setzt sich dazu ebenfalls Ziele für das Reuchlinjahr:

– Es gibt bereits einen Vorstandsbeschluß, einen festen Betrag für den Wiederaufbau bzw. für die Ausgestaltung des Reuchlinkollegs zu einer Begegnungsstätte

– Jedwede immaterielle und ideelle Unterstützung zur Wiederentstehung einer „Pforzheimer Synagoge“.

Unseren ersten Schritt in dieser Hinsicht taten wir im vergangenen Jahr mit der Vorstellung des Bauwerkes bei der 2. Matinee.

– Desweiteren sollte eine Alternative zur traditionellen Vergabe des Reuchlin-Preises geschaffen werden.
Wir wünschen uns – im Jahr für die Jugend – alle erdenklichen Vorbereitungen zu treffen zur Einrichtung eines – Johannes-Reuchlin-Stipendium -samt Förderprogramm für junge Menschen bis 30 Jahre.
Das Ziel soll sein: Die Förderung der Toleranz über die Grenzen der Kulturen, Religionen und Traditionen hinaus.
Das Stipendium könnte finanziert werden von allen Pforzheimer Bank- und Geldinstituten.

Unsere Sorge gilt dem Stadtarchiv und dem Reuchlinhaus. Die schmerzlichen Nachrichten über die Situation im Stadtarchiv nimmt der Vorstand mit großem Bedauern zur Kenntnis. Die schlechten Bedingungen sind ja bereits bei einigen Stadträten erkannt worden. Wir hoffen, dass alle Interessierten mit der Stadtverwaltung zu einem guten Ergebnis kommen, was die Weiterentwicklung bzw. die Nichtweiterentwicklung in Sachen Reuchlinhaus betrifft.

Allerdings haben wir in den letzten Wochen auch gute gegenteilige Beispiele erlebt.

Mit der Wiedereröffnung der Stadtbibliothek am neuen Platz hat das Innenleben dieser wichtigen bürgernahen Einrichtung einen enormen Ausleihschub erhalten.
Wir konnten als unseren Einstand und Beitrag der Singergesellschaft bereits eine gut besuchte Matinee durchführen und haben weitere Veranstaltungsangebote zugesagt, welche außerhalb und zusätzlich unser Jahresprogramm bereichern werden.

Und: alle Singer, die in diesem Jahr einen runden Geburtstag begehen, erhalten ein stimmungsvolles Foto unseres Singers Günter Beck, die die neue Bibliothek und den Erweiterungsbau des CongressCentrums zeigt.

Die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen, Einrichtungen und freien Trägern konnte auch 2002 ausgebaut werden.

So steht die Löbliche noch im Wort für eine aktualisierte Beschriftung der „Villa rustica“ im Kanzlerwald, welche bis zum Frühjahr in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Forst, dem Bürgerverein Buckenberg-Haidach und dem Verkehrsverein vollständig wieder hergerichtet sein wird und zu einem touristischen Kleinod neu erstrahlen kann.

– Unser Blick in die Stadt hat im November eine interessante und wohl aktuelle Kooperation beobachtet.-„Die Veranstaltungsreihe rund um den Mann“

Gemäß unserer Satzung und unserer 500-Jahre alten Tradition sind Singer offen für die Entwicklung und Veränderungen in unserer Stadtgemeinschaft.

Bereits vor 12 Jahren habe ich in meinem ersten Jahresbericht darauf hingewiesen, dass unsere soziale Gesellschaft im allgemeinen und die „Männer“ im besonderen einer Vereinzelung anheimfallen, aus der viele negative Folgen entstehen.

Ich möchte heute wieder auf diese Beobachtung noch dringender aufmerksam machen und die Notwendigkeit dieser „Mann-Veranstaltung“ herausheben.

Zu meinem diesjährigen Bericht gehört auch der herausgehobene Dank an ihre freundliche Aufmerksamkeit für unser langjähriges Vorstandsmitglied Alois Jonitz.

Herr Jonitz, Sie haben seit 1974 im Vorstand unserer Löblichen Singergesellschaft gearbeitet, davon bis 1992 als Schatzmeister.
Die ganzen Jahre über haben Sie für das Gelingen unserer Hauptversammlungen verantwortlich gezeichnet. Sie haben mit dem heutigen Tag 29 Jahre lang, Jahr für Jahr rund 300 Singerlaibe ausgehändigt. Das sind rund 8.700 Singerlaible in 29 Jahren.
Ich denke, das ist einen Applaus wert.

Der deutlich hörbare Applaus zeigt Ihnen – lieber Herr Jonitz -wir sind alle dankbar für Ihre Mitarbeit, denn Sie haben den wohl ältesten Teil unserer Traditionen seit über 275 Jahre bis heute bewahren helfen.

Das abgelaufene Singerjahr hat uns schmerzliche Verluste gebracht. Hier haben unseren Toten vorhin gedacht.

Ich möchte drei Verstorbene nochmals an dieser Stelle würdigen.
Wir haben allesamt unserem verstorbenen ehemaligen Oberbürgermeister Dr. Willi Weigelt zu danken, der in seiner Amtszeit zusammen mit unserem ebenfalls in diesem Jahr verstorbenen Ehren-Obermeister Hermann Weidenbach die Ziele der Singergesellschaft über alle Maßen weiterentwickelt hat.
Gerade in den 70er Jahren haben sich über 200 Bürger als Singer in die Agenda eingeschrieben.
In den Dezembertagen mußten wir unser allseits geschätztes Vorstandsmitglied Peter Stegmaier auf den Friedhof begleiten. Er war für uns der Freund und Wächter bei der Bewahrung unserer Traditionen.
Der Vorstand hat sich in den letzten Jahren verjüngt, die Aufgabenfelder wurden neu verteilt und in großen Abschnitten erweitert und ausgefüllt.

Sie haben nachher die Gelegenheit diesen Vorstand zu bestärken durch ihr Wahlverhalten.

Eines darf ich ihnen bekennen, der Vorstand der Löblichen Singergesellschaft von 1501 Pforzheim machte und macht keine Negativ-Schlagzeilen.

Vielen Dank all meinen Vorstandsmitgliedern.

Die Ziele bis zum Jahr 2005 sollten von allen mitgetragen werden und bedürfen auch unter dem Jahr Ihre geschätzte Begleitung – in Form von Kritik aber auch und erst recht der wohlwollenden Zustimmung.

Es war eine gute Entscheidung vor Jahren den AK 2001 zu installieren. Er arbeitet weiter als AK 2005 – um für das Reuchlinjahr vorbereitet und gerüstet zu sein. Claus Kuge wird diesen AK wieder leiten.

Besuchen Sie weiterhin recht zahlreich unsere Veranstaltungen, denn es kamen im letzten Jahr ca. 1. 130 Bürgerinnen und Bürger nebst eingefleischten Singern.

Im Namen des Vorstandes und des Obermeisters Olaf Schulze wünsche ich Ihnen allen, den Singern, den Gästen, Ihren Familien und den jungen Musikanten und den Schülern vom Hebel-Gymnasium hier im Saal das Beste, Gesundheit und Wohlergehen im persönlichen und beruflichen Bereich.

Vielen Dank!
(Es gilt das gesprochene Wort!)

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