Über 100  Singer, Gäste und Freunde nahmen an der Tagesfahrt nach Ludwigsburg teil. Eine nicht alltägliche Führung durch das Schloss und die anschließende Stadtführung machte allen Teilnehmern sichtlich Spaß.

 

Bericht über die
heimatkundliche Sommerfahrt 2006 nach Ludwigsburg
am 24. Juni 2006

Wieder haben Dieter Uber und Hans Ulmer die Löbliche Sommerfahrt zu einem herausragenden
Ereignis des Jahresprogramms der Löblichen Singergesellschaft gemacht.

Über 100 Gäste, Freunde und Singer genossen den Aufenthalt bei hochsommerlichen Temperaturen
in Ludwigsburg. Der Höhepunkt war sicherlich die Eventführung durch die Schlossräume.
Nicht alltägliche Führungen, sondern eine Demonstration des Lebens am Hof aus Sicht von drei Bediensteten des Hofspersonals.

Baron von Bühler, ein enger Vertrauter des Herzogs, hat den Auftrag bekommen, bürgerlichen
Gäste in die Sitten und Gepflogenheiten am Hofe einzuweisen.

Wir schreiben das Jahr 1788. Seine Durchlaucht Herzog Carl Eugen hat beschlossen, den Glanz
des Württembergischen Hofes wieder einmal aufleben zu lassen und ein großartiges Fest zu
veranstalten, von welchen es früher am Hofe so viele gegeben hatte. Und da Serenissimus im
Jahr 1788 seinen 60. Geburtstag begeht, hat er beschlossen, die Löblichen Singer an diesem Geburtstagsfest teilhaben zu lassen. Er wird ihnen noch vor Ankunft der Festgesellschaft die Räume
zeigen, in denen die Feierlichkeiten stattfinden und sie darauf hinweisen, wie man sich bei Hofe
verhalten sollte und wie nicht. Der Baron kann es sich oft nicht verkneifen, über noch nicht
bekannte Begebenheiten am Hofe zu plaudern, die nicht für die große Öffentlichkeit bestimmt sind.

Christine Luise Döring, ihres Zeichens Geheimnisträgerin und Kammerzofe Ihrer Königlichen Hoheit,
ist allein im Schloss.

Wir schreiben das Jahr 1818. Wieder einmal weilt Königin Charlotte Mathilde zusammen mit ihrem Hofstaat zu einem ausgedehnten Kuraufenthalt in Bad Teinach. Als Vertraute und Schlüssel-
Inhaberin hütet sie die Geheimnisse der königlichen Gemächer. Nur manchmal, wenn der Hofstaat „ausgeflogen“ ist und sie sich im großen Schlosse allzu einsam fühlt, gewährt sie einigen ausgesuchten Angehörigen des Bürgertums einen Blick hinter die prächtigen Kulissen des höfischen Lebens.
Zum Vergnügen der Löblichen Gäste vergisst sie dabei hin und wieder die einer Kammerzofe gebotene Diskretion und lüftet so das eine oder andere Geheimnis: Neben den Räumen Ihrer Königlichen
Hoheit gewährt die redselige Kammerzofe auch einen Einblick in das Leben und die Arbeit der Bediensteten – und das neueste Hofgeflüster wird taufrisch mitgeliefert.

Der alte Kammerdiener Johann Hartmann besitzt vollstes Vertrauen Seiner Majestät.

Wir schreiben das Jahr 1809. Wieder einmal ist der gesamte Hofstaat mit Seiner Majestät
König Friedrich I. ausgeflogen, um zum Staatsempfang nach Rastatt zu reisen. Nur einer hält
im Schloss die Stellung. Und all die Schlüssel für die Türen. So nutzt Johann die Abwesenheit
Seiner Majestät und führt die würdigen neugierigen Löblichen durch die dem gemeinen Volk
sonst unzugänglichen Räume. Dabei plaudert er heiter aus dem Nähkästchen: die Leidenschaften
Seiner Majestät, aber auch das Lotterleben einiger ausgesuchter Damen und Herren bei Hofe
werden zur Zielscheibe spöttischer Attacken. Und zu guter Letzt marschiert Johann mit ihnen voller kammerdienerischer Dreistigkeit sogar bis in die privaten Schlafgemächer seiner Majestät.

Auch konnte bei dieser Gelegenheit das kleine, restaurierte Schloss Theater aus dem Jahre 1760
besichtigt werden. Einmalig die alten Schieberkulissen, Seilzüge und die Geräuschmaschinen.

Eine Stadtführung rundete das Programm ab. Ludwigsburg entstand sozusagen auf der Wiese nach Errichtung des ersten Schlosses im Jahre 1704. Durch Steuerfreiheit, kostenlose Bauplätze und Baumaterial explodierte die Ansiedlung förmlich um das Schloss. Ludwigsburg wurde im
zweiten Weltkrieg nicht zerstört und so konnte der ursprüngliche Stadtcharakter mit seinen zweigeschossigen Bauten noch gut erkannt werden.

Den Abschluss der Sommerfahrt genoss man in Tamm im historischen Gasthof zum Ochsen.
Ein ereignisreicher Tag mit Traumwetter stimmte alle Teilnehmer fröhlich und zufrieden.
Man diskutierte noch lange über die köstlichen Hofgeschichten während der beindruckenden
Führungen im Schloss.

Text und Fotos: Hans Ulmer

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